Samstag, 14. Februar 2015

Ich brauche Maskulismus, weil ...

Allen Unkenrufen und Dämonisierungsversuchen zum Trotz hat sich der Maskulismus™ in den letzten Jahren gut entwickelt. Grob festmachen kann man dies an einer gestiegenen Anzahl von aktiven Blogs, an immer mehr und qualitativ besseren Kommentare in den Foren der großen Zeitungen, und ggf. durch diesen "Druck von der Basis" veranlaßt sogar vereinzelten Artikeln in Mainstream-Medien, die sich im Gegensatz zu früher trauen, Standpunkte von Männern zu thematisieren und dabei - kaum vermeidbar - feministische Dogmen zu hinterfragen.

Aber da geht noch mehr, und so ist dieser Blogpost einerseits ein Versuch, noch mehr Interessenten für die Anliegen von Männern zu aktivieren und im Idealfall auch zu aktiver Mitarbeit zu motivieren. Wie immer in Leben gilt auch hier: nur wer mitmacht, kann gestalten. Dabei gehe ich von der These aus, daß der Maskulismus nur deshalb erfolgreich sein konnte, weil die Aktivisten überzeugt davon waren, ihn zu brauchen, und weil sie Spaß oder andere Erfolgserlebnisse dabei hatten. Umgekehrt kann man sich (speziell als Anfänger) auch zuviel von maskulistischem Engagement erhoffen. Weiter unten folgen dazu einige ernüchternde Kommentare und zumindest Hinweise, wie man Frustrationen vermeiden kann.

Maskulismus macht Spaß, weil ...

Wenn man danach fragt, warum die bisherigen Aktivisten aktiv wurden bzw. sind, was ihnen Spaß macht und worin die Erfolgserlebnisse bestehen, dann bekommt man keine einheitliche Antwort. Die gefühlt häufigsten und wichtigsten Gründe sind:
  • konkrete politische oder gesellschaftliche Änderungen: Ich ärgere mich über bestimmte gesellschaftliche Zustände, die ich als Unrecht empfinde, z.B. die Aufhebung von Grundrechten für Männer durch Frauenquoten oder die Diskriminierung von Trennungsvätern, und möchte etwas dagegen tun, z.B. das von der Regierung kürzlich beschlossen Quotengesetz wieder abschaffen. Ziel sind hier konkrete politische Änderungen. Ein anderes Beispiel sind die offensichtlich haarsträubend falschen feministischen Theorien über biologische Einflüsse auf das Verhalten von Männern und Frauen, die nichtsdestotrotz konzeptuelle Basis von vielen "Interventionen" sind (die deshalb zum Scheitern verurteilt sind).
  • allgemeines Interesse an der Geschlechterthematik: Ich halte die Geschlechterthematik für interessant und wichtig, andererseits auch kompliziert, und ich möchte gerne qualifiziert mitreden können, weil ich nämlich sowieso gerne debattiere, z.B. im Bekanntenkreis oder ggf. in einer Partei. Ziel ist hier sozusagen die persönliche Weiterbildung, sowohl in Sachfragen als auch in der Rhetorik. Konkrete politische Ziele sind noch nicht vorhanden, abgesehen von dem sehr abstrakten Ziel, die Interessen von Männern besser zu vertreten, wobei man aber das Gefühl hat, diese genauer verstehen zu müssen, bevor man konkrete Forderungen in die Welt setzt.
  • Unterhaltung und Small Talk: Wie vor, aber ohne eine ernsthafte Weiterbildungsabsicht und eher eher - frei nach Karl Valentin - nach dem Motto "es ist schon alles gesagt gesagt worden, aber noch nicht von mir und ausgeschmückt mit meinen privaten Gefühlen und Erlebnissen".
  • Interesse an den wissenschaftlichen Hintergründen: Während das Ziel der Weiterbildung beim vorigen Punkt "nur" eine gute einschlägige Allgemeinbildung ist, ist der wissenschaftliche Anspruch hier höher. Ich will zumindest die Meinungen von Experten hinterfragen können und ggf. (nicht für die Allgemeinheit geschriebene) Originalpublikationen lesen können. Die Menge des Wissens und des lesenswerten Materials wächst hier explosionsartig an und man muß die jeweilige Wissenschaftsmethodik kennen, um Publikationen verstehen und beurteilen zu können. Wegen der nötigen Vorkenntnisse und der Stoffülle muß man sich hier i.d.R. auf ein Fachgebiet einschränken.
  • Kontakt zu Gleichgesinnten- bzw. Interessierten: Ich möchte mich gerne Personen, die ähnliche Interessen und Meinungen haben, austauschen. Das ist der Hauptzweck vieler Vereine, Parteien und Stammtische. djadmoros hat eine dazu passende Stammtisch-Theorie: "Ein Stammtisch ist ein Ort der ungeschützten Rede unter Leuten mit mehr oder weniger gleichen Ansichten oder einer anderen, nicht auf Meinung beruhenden Verbundenheit. 'Ungeschützte Rede' bedeutet, dass man sich in einem (mehr oder weniger) geteilten Vorverständnis eines Themas befindet, und zudem in einer Situation der 'Kopräsenz', in der man zusätzlich zu den reinen Aussageinhalten über Kontext- und persongebundene Informationen zur sprachpragmatischen Deutung einer Aussage verfügt. Sowohl die Chance, eine korrekte Interpretation von Sprecherintentionen vorzunehmen als auch die Chance, auf Selbstbestätigung zu treffen, sind in solchen Kontexten vergleichsweise hoch."
  • Frauen verstehen und persönliche Beziehungen mit Frauen verbessern: Ich spare mir hier den Witz mit der Autobahn über den Atlantik. Realistisch betrachtet, z.B. bei den Themen der Posts und Kommentare in den einschlägigen Blogs, scheint sehr großes Interesse an diesem Thema zu bestehen. Erkennbar ist dies z.B. an der häufigen Thematisierung von Pick-Up-Techniken, die rein gar nichts mehr zu tun haben mit politischen Themen wie der Verfassungswidrigkeit vieler feministischer Aktionen. Das Thema "Frauen verstehen" ist im Kern ein privates. Die feministische Strategie "das Private ist politisch", also die Gesellschaft für die Lösung der persönlichen Probleme verantwortlich zu machen, war indessen historisch zu erfolgreich, um es nicht zu kopieren.
  • Randalieren und provozieren (dies ist nicht das gleiche wie seinen Unmut über bestimmte Zustände äußern; dies ist auch ohne verbale Entgleisungen möglich). Für derartig motivierte Personen soll hier explizit keine Werbung gemacht werden, auf die können die anderen gut verzichten. Erwähnen muß man sie in trotzdem, denn anonyme Foren bilden ein ideales Betätigungsfeld für solche Zeitgenossen.
Es gibt noch weitere Gründe, warum maskulistische Aktivitäten Spaß machen können, die vorstehende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Gründe sind inhaltlich verzahnt und nicht strikt trennbar. Daher werden meist mehrere Arten von "Erfolgserlebnissen" gleichzeitig mit unterschiedlicher Intensität angestrebt und auch erreicht.

Die Menge der Themen und möglichen Aktivitäten zu groß, um alles machen zu können. Wie auf der Seite Maskulismus-Varianten dargestellt sind alleine Fachthemen extrem vielfältig, ebenso die Liste der politischen bzw. sozialen Forderungen des Maskulismus. Man muß also auswählen. Bei den meisten Aktivisten scheint dies zufalls- und lustgesteuert zu geschehen, nur bei einer Minderheit planmäßig und an konkreten Zielen orientiert.

Der Maskulismus braucht mich, weil ...

Die vorstehende Auflistung von "Spaßfaktoren" und potentiellen Erfolgserlebnissen war egozentrisch insofern, als der persönliche Spaß als Antriebskraft im Vordergrund stand. Das Motivationsproblem wird regelmäßig auch von einer anderen Warte aus diskutiert, wenn Forderungen formuliert werden, der Maskulismus™ möge doch bitte nächstes Jahre die Aufgaben X, Y und Z erledigen, wenn beklagt wird, die Männerrechtsbewegung sei unwirksam und im Vergleich zum Feminismus praktisch nicht existent usw.

Wunschlisten oder wohlmeinende Ratschläge, was man besser tun sollte, kann man mit einem Achselzucken zur Kenntnis nehmen. Allerdings kommt man beim oben genannten Ziel "konkrete politische oder gesellschaftliche Änderungen" - das für viele das wichtigste ist - nicht an der Erkenntnis vorbei, daß man als einzelner wenig erreichen kann und die Chancen in einer Gemeinschaft ungleich höher sind. Dies führt zu der Frage, welche politischen Ziele mit den vorhandenen Ressourcen tatsächlich erreichbar sind.

An dieser Stelle muß leider ein riesiger Unterschied zum Feminismus betont werden. Frauen werden in unserer Kultur von Kindesbeinen an flächendeckend dahingehend indoktriniert, sich selber als diskriminiert anzusehen und "die Männer" als die Unterdrücker. Jungen werden im Gegensatz dazu demotiviert, für ihre Rechte einzutreten. Das Resultat ist ein relativ große "Freiwilligenarmee" von jungen Frauen, die sich als Feminist bezeichnen und die aktiv für die Frauenseite eintreten. Dem steht auf der männlichen Seite nahezu nichts gegenüber (Männer werden typischerweise erst viel später aktiv). Zum quantitativen Unterschied kommt ein qualitativer: Die feministischen Akteure sind propagandistisch keine völligen Anfänger mehr und haben die gängigste feministische Propaganda (z.B. das 22% gender pay gap, das am equal pay day zelebriert wird) immer wieder auf dem Tablett serviert bekommen und voll verinnerlicht. Demgegenüber muß die männliche Seite die Gegenargumente selber herausfinden. D.h. die beiden Freiwilligenarmeen und das Nachwuchspotential auf beiden Seiten unterscheiden sich erheblich.

Hinzu kommt die Feministische Infrastruktur, in der tausende feministische Akteure auf Staatskosten finanziert und über sehr gut ausgebaute Managementstrukturen koordiniert werden. Die in der Feministischen Infrastruktur Beschäftigten arbeiten großenteils in Vollzeit, können also mit einem viel höheren Zeitbudget agieren als maskulistische Akteure, die ihre Freizeit opfern. Angestellten kann der Arbeitgeber vorgeben, was sie tun bzw. erreichen sollen und welche ideologischen Dogmen gelten, bei Freiwilligen geht das nicht. In der Summe ist der Maskulismus z.B. nicht kampagnenfähig, also nicht fähig, Demonstrationen, Pressekampagnen oder ähnliche öffentlichkeitswirksame Aktionen zu organisieren, zu bewerben und durchzuführen. Eine Audienz bei Politikern zu bekommen, ist extrem schwierig, ein männerseitiges Äquivalent zu der Demutsadresse eines Kanzlerkandidaten Steinbrück bei feministischen Lobbyvereinen ist unvorstellbar.

Es liegt hier natürlich nahe, einem Verein wie z.B. Manndat oder einem der väterrechtlichen Vereine beizutreten. Allerdings leben Vereine vom persönlichen Zusammentreffen und mündlichen Diskussionen und Absprachen. Nichts gegen Debatten auf Blogs, aber E-mail, Blogposts u.ä. schriftliche Diskussionsformen sind weitaus ineffizienter als mündliche Kommunikation. Da es nur sehr wenige Vereine gibt, steht diese Option nicht jedem wirklich offen. So oder so ändern einige kleinere Vereine nichts daran, daß sich die Größe und Kampfkraft der "Armeen" auf beiden Seiten um Größenordnungen unterscheidet.

Hinzu kommt die feministische Indoktrination, die die meisten Mainstream-Medien betreiben. Durch die nahezu geschlossene Indoktrination fast aller MSM und parteipolitische Sprech- und Denkverbote, in deren Rahmen u.a. jegliche Formulierung von männlichen Interessen sofort als rechtsradikal dämonisiert werden, wurde lange eine relevante männliche Beteiligung an der Geschlechterdebatte und eine Ideenentwicklung männlicher Standpunkte verhindert.

Maskulismus als Graswurzelbewegung

Ein Vergleich der Kräfteverhältnisse auf beiden Seiten fällt also leider deprimierend aus. Dies steht in auffälligem Gegensatz zur einleitenden Behauptung, der Maskulismus habe sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Es gibt tatsächlich eine Reihe von Indizien hierfür, aber eine genauere Analyse, worin diese jüngeren Erfolge bestehen und wieso sie möglich waren, steht noch aus. Einige Vermutungen hierzu [die sich in kommenden Versionen dieses Blogposts noch ändern können] sind:
  • Die technische Entwicklung hat durch immer leichter nutzbare Blog-Systeme und soziale Medien wie Twitter oder Facebook seit ca. 10 Jahren eine operative Plattform geschaffen, über die das Kommunikationsmonopol der MSM unterlaufen werden konnte und eine Gegenöffentlichkeit entstehen konnte.

    Eine Schlüsselrolle spielen - trotz häufiger Zensur - mMn die Kommentarfunktionen der MSM. Durch die Kommentarfunktionen wurden viele Erstkontakte zu alternativen Informationsquellen hergestellt.

    Das Aufkommen der Gegenöffentlichkeit (auch in anderen Themengebieten) verlief parallel zum Ansehensverlust der MSM. Die MSM reagieren in letzter Zeit dagegen, indem Kommentarfunktionen eingeschränkt oder ganz abgeschafft werden. Die Möglichkeit, über Kommentarfunktionen Erstkontakte herzustellen, wird u.U. in Zukunft viel geringer sein.

  • Durch das immer diktatorischere Auftreten feministischer Politiker und Akteure wurden bei vielen Männern die Schmerzgrenze überschritten und die Wahrnehmung, das sei alles nur "Gedöns", revidiert. Beispiele sind die Sprachdeformationen, politisch korrekte Denk- und Sprechverbote, die Frauenquoten und die offensiv propagierte feministische Privilegientheorie.

    Diese feministischen Exzesse sind selbst für Anfänger offensichtlicher Unsinn oder verfassungswidrig. Die Entwicklung von Gegenpositionen war deswegen sehr einfach und sehr vielen Personen autark möglich, auch ohne eine zentrale Steuerung. Insofern ist der Maskulismus (genauer gesagt die Feminismuskritik) eine Graswurzelbewegung. Erkennen kann man dies u.a. daran, daß immer wieder die gleichen Diskussionen auf den diversesten Blogs oder Foren geführt werden (die meisten nicht unter dem Etikett Maskulismus) oder auch in privaten Gesprächen von Personen geäußert werden, die den Begriff Maskulismus nicht kennen.

    Die massenhaft zu beobachtende Feminismuskritik war wegen der offensichtlichen Defizite der feministischen Positionen ein leichtes Spiel. Unklar bleibt, was danach kommt. Auch eine berechtigte Kritik ist noch kein konstruktiver Gegenentwurf.

Als ein Erfolg des Maskulismus kann jedenfalls festgehalten werden, die feministische Diskurshegemonie zumindest reduziert zu haben. Wenn heute irgendwo ein Text mit einer der üblichen feministischen Propagandaaussagen erscheint, dann erscheinen nach kurzer Zeit Kommentare mit Gegendarstellungen, sofern möglich im gleichen Medium, zumindest aber auf maskulistischen Blogs.

Zur Funktion der maskulistischen Blogosphäre

Die maskulistischen Blogs werden oft dafür kritisiert, nur reinen Palaver zu enthalten - also den Spaßfaktor Small Talk zu befriedigen -, sich in sehr theoretischen Details zu verzetteln oder sinnlose Flügelkämpfe zu veranstalten, jedenfalls nichts zur Erreichung politischer Ziele beizutragen. Das ist im Prinzip richtig, übersieht aber mMn wichtige Funktionen der maskulistischen Blogosphäre:
  • Auch Small Talk führt zu Lerneffekten, wenn auch nicht systematisch und effizient. Besser dies als gar nichts. Interesse an einer intensiveren Beschäftigung entsteht ggf. erst später.
  • Den generell besseren Wissensstand der maskulistischen Akteure führe ich weitgehend auf die Blogosphäre zurück, ich sehe auch keinen Ersatz hierfür in anderen Medien.
  • Um auf aktuelle tagespolitische Themen schnell reagieren zu können - was oben als gebrochene feministische Diskurshegemonie bezeichnet wurde -, braucht man aktive Foren, in denen "täglich etwas los ist" und man sehr kurzfristig Gesprächspartner finden kann.
Für andere Funktionen ist die maskulistischen Blogosphäre nicht geeignet. Ihr das zum Vorwurf zu machen, ist aber falsch. Für andere Funktionen, z.B. politische Aktionen oder Forschung, braucht man eben andere, besser geeignete Strukturen, z.B. Vereine oder maskulistische Lehrstühle an Universitäten. Wichtig wäre es, sich über die Limitationen der Blogosphäre klar zu werden und über andere, geeignetere Strukturen nachzudenken, bei denen nicht unbedingt jeder mitmachen kann und muß.

Was tun?

Kurze Antwort: Spaß haben.

Lange Antwort: sich über die Ziele, die man verfolgt, bewußter werden, und auf dieser Basis klare Entscheidungen. Es ist nicht falsch und kein Charakterfehler, "nur" Unterhaltung mit Small Talk zu suchen und lose informiert sein zu wollen, was gerade aktuell ist. Wenn man mehr erreichen will, muß man mehr Zeit investieren und kann nicht nur lustgetrieben agieren, sondern muß sich auf seine konkreten Ziele konzentrieren und sich ggf. in die Disziplin einer Gruppe einordnen. Es ist dann nicht mehr reine Unterhaltung, sondern mutiert zu seriöser Arbeit, die auch mal anstrengend sein kann. Das haben die Frauen aber auch geschafft, also ....

Ergänzende Quellen