Mittwoch, 26. November 2014

Männerquoten an Grundschulen


Die aktuellen Quotenbeschlüsse der großen Koalition stellen einen Dammbruch dar, der endlich den Weg aufweist, die Unterrepräsentanz von Männern an Grundschulen zu beheben. Das Problem fehlender Männer an Grundschulen wird seit Jahrzehnten immer wieder diskutiert und als gesellschaftlich vorrangig angesehen. Alle Appelle an die Verantwortlichen waren vergeblich, Maßnahmen zur Behebung des Problems sind kaum erkennbar oder nur halbherzig. An den vorhandenen frauendominierten Strukturen sind alle bisherigen Maßnahmen gescheitert.

Die Beschlüsse der Koalition zur Frauenquote stellen einen Durchbruch zur Lösung des Problems dar. Das neue Gesetz führt ein Kollektiv - das der Frauen - als Rechtssubjekt ein, das bestimmte Rechte, eben reservierte Plätze auf Besetzungslisten, hat. Wenn sich also ein besser qualifizierter Mann auf eine Stelle bewirbt, die für Frauen reserviert ist, dann stehen seine Rechte als Individuum zurück hinter den Rechten, die die Frau als Mitglied des Kollektivs besitzt.

Die Einführung von Kollektiven als Rechtssubjekte ist analog auf das ungelöste Problem der Grundschulen anwendbar. An Grundschulen müssen künftig 30% aller Arbeitsplätze für Männer reserviert werden, unabhängig von deren Qualifikation. Alle freiwerdenden Stellen sind bis zum Erreichen der Quote für Männer zu reservieren.

Um ein ausreichendes Angebot an männlichen Lehrkräften sicherzustellen, sind außerdem 30% der Studienplätze an Lehramtsstudiengängen für Männer zu reservieren. Diese Studiengänge sind bisher zu ca. 90 % weiblich dominiert; auch dieser Zustand ist seit Jahrzehnten als gravierendes Problem erkannt worden, das dringend gelöst werden muß. Studien weisen eindeutig nach, daß das unterrepräsentierte Geschlecht mit erhöhten Studienschwierigkeiten zu kämpfen hat und leichter aus dem Studium verdrängt wird. Die gängigen Pseudo-Argumente, Männer hätten keine Lust auf Lehramt, sind unbewiesen und sind von interessierter Seite gestreute Propaganda. Männer werden außerdem strukturell daran gehindert, sich in Grundschullehramts-Studiengänge zu immatrikulieren, da wegen der hohen Attraktivität dieses Berufs fast überall ein harter numerus clausus (z.T. härter als in der Medizin) vorliegt und Jungen bei gleicher Leistung erwiesenermaßen schlechter benotet werden. Ferner wird ihnen eingeredet, sie seien dafür nicht geeignet.

Verantwortlich zur Durchsetzung der Quote sind die Universitäten bzw. die Schulbehörden. Plätze, die nicht ordnungsgemäß besetzt werden, bleiben offen, um die Verantwortlichen endlich zu ernsthaften Maßnahmen zu bewegen und um verkrustete Strukturen aufzubrechen.

Einwände, durch die Diskriminierung von Frauen würde die Verfassung gebrochen und das allgemeine Rechtsempfinden gravierend verletzt, sind gegenstandslos, weil diese Effekte ja sowieso schon durch die Frauenquoten vorhanden sind, und weil diese Einwände von Ewiggestrigen stammen, die eine buntere und vielfältigere Lehrerschaft verhindern wollen.

Hashtags: #Grundschulen #Bildung #Sarkasmus #Doppelstandards


Samstag, 11. Oktober 2014

Gleichstellung nach Düsseldorfer Art

Gleichstellung ist ein weitverbreiteter Begriff, der intuitiv verständlich - "irgendwie gleich(er?) machen" - erscheint. Er ist es aber nicht, im Gegenteil ist er bei näherem Hinsehen sehr kompliziert. Offensichtlich kann man nicht alle Leute gleich machen oder stellen, sondern allenfalls "gleicher" machen bzw., um die Logik nicht zu sehr zu vergewaltigen, weniger ungleich bzw. ähnlicher machen. Was dies bezogen auf soziale Merkmale bedeutet, hängt sehr von den Umständen ab und ist hier ausführlicher dargestellt.
Im real existierenden Feminismus ist die Welt einfacher gestrickt, dort ist Gleichstellung praktisch gleichbedeutend mit der Forderung nach einer Frauenquote. Die Höhe der geforderten Frauenquote beträgt fallweise 30%, 50% oder sogar 100%, scheint also keine Naturkonstante zu sein, sondern erheblich von Ermessensspielräumen, um nicht zu sagen der Tageslaune relevanter Personen, abzuhängen, in denen der diffuse Begriff "Gleichstellung" konkretisiert wird. Die Forderung nach einer Frauenquote ist i.d.R. verbunden mit der strikten Ablehnung einer Männerquote.
Angestrebt werden meistens harte Quoten, die dem Kollektiv der Frauen Machtpositionen bzw. lukrative Stellen unabhängig von der Bewerberlage und der Qualifikation der Bewerber garantieren (ein Beispiel ist die 30%-Quote, die aktuell bundesweit für Aufsichtsräte angestrebt wird). Derartige harte Frauenquoten sind allerdings in allen relevanten Kontexten eindeutig verfassungswidrig, sie widersprechen offensichtlich Artikel 3 des Grundgesetzes.
Dies ist auch unseren feministischen Akteuren bekannt und hat zu diversen Ausweichmanövern geführt. Das bekannteste davon ist im Zusammenhang mit Stellenbesetzungen die "Bevorzugung von Frauen bei gleicher Qualifikation". Diese Regel wird inzwischen großflächig eingesetzt. Da sie Männer nicht wörtlich ausschließt, gilt sie als weiche Quote, die rechtlich zulässig ist. Weil "gleiche Qualifikation" indessen kein klar definierter Begriff ist, ist diese Regel geradezu eine Einladung zum Mißbrauch. Derartige Mißbräuche zugunsten von Frauen sind hinreichend oft dokumentiert und beklagt worden.
Das Papier/Heidebach-Gutachten
Insgesamt hat diese Regel aber nicht ausgereicht, um die politisch gewünschten Frauenquoten zu erzielen. Dies hat der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, insb. dessen Emanzipationsministerium, keine Ruhe gelassen und dazu geführt, ein hochkarätiges Rechtsgutachten in Auftrag zu geben, das "... rechtliche Spielräume zur verbindlichen Festlegung von Zielquoten sowie zur Verankerung von Sanktionen" prüfen sollte. Dieses Gutachten liegt seit einer Weile vor:
Hans-Jürgen Papier, Martin Heidebach: Rechtsgutachten zur Frage der Zulässigkeit von Zielquoten für Frauen in Führungspositionen im öffentlichen Dienst sowie zur Verankerung von Sanktionen bei Nichteinhaltung. Ministerium für Inneres und Kommunales, NRW, 30.05.2014. http://www.mgepa.nrw.de/mediapool/pdf/presse/pressemitt ... ten.pdf
In den Pressemitteilungen des Emanzipationsministeriums wird das Rechtsgutachten als Meilenstein bezeichnet. Das ist es auch. Es ist trotz seiner Länge von rund 60 Seiten sehr lesenswert. Erstens bestätigt es an mehreren Stellen zumindest für den öffentlichen Dienst männerrechtliche Standpunkte, z.B. daß harte Frauenquoten grundsätzlich verfassungswidrig sind. Zweitens dokumentiert es die Hinterhältigkeit, mit der die verfassungsmäßige Gleichberechtigung unterlaufen werden soll.
Wie unterläuft man das Grundrecht auf Gleichberechtigung?
Die "Bevorzugung von Frauen bei gleicher Qualifikation" ist nur dann wirksam, wenn ein männlicher und weiblicher Kandidat gemäß den Anforderungen einer Stellenausschreibung gleich qualifiziert sind. Je genauer nun die Anforderungen spezifiziert sind und je genauer man die Qualifikation mißt, z.B. durch Zeugnisnoten, Zertifikate, Berufserfahrung usw., desto seltener greift die weiche Quote und umso häufiger greift das Prinzip der Bestenauslese, wonach geschlechtsunabhängig der qualifizierteste Kandidat gewählt wird.
Den Wunsch der Landesregierung nach einer "verbindlichen Festlegung von Zielquoten" kann man nun realisieren, indem man die legale Form der Frauenbevorzugung durch eine weiche Quote möglichst häufig anwendbar macht. Hierzu wird sinngemäß vorgeschlagen, die Meßgenauigkeit bei der Beurteilung der Qualifikation von Bewerbern zu reduzieren. Wenn man beispielsweise Noten auf ganze Zahlen rundet, werden die Schulnoten 1.6 und 2.4 beide zu einer 2.0 und somit gleich. Man kann auch ganz darauf verzichten, die Note zur Bewertung heranzuziehen und man kann vorteilhafte, aber nicht strikt notwendige Qualifikation nicht mehr in der Stellenausschreibung erwähnen, also können sie auch nicht mehr zum Vergleich von Bewerbern herangezogen werden. Spannend wird es, wenn mehrere "gleich qualifizierte" Frauen gewinnen und eine ausgewählt werden muß: wird dann gewürfelt oder werden nachträglich Kriterien verwendet, die bei Männern nicht verwendet wurden?
Die Vergröberung, mit der die geforderten Qualifikationen in Stellenbeschreibungen dargestellt werden und mit der die Qualifikation von Bewerbern beurteilt wird, kann nichtöffentlich erfolgen, z.B. in Form von internen Durchführungsbestimmungen für Besetzungsverfahren oder indem Frauenbeauftragte Qualifikationsbeschreibungen oder Kandidatenbeurteilungen, die zu detailliert sind, blockieren. Derartige Maßnahmen würden öffentlich kaum bekannt werden und wären von betroffenen Männern juristisch kaum anzugreifen.
Im Endeffekt wird das Prinzip der Bestenauslese weitgehend ausgehebelt, also Art. 33 Abs. 2 GG unterlaufen, um damit die Gleichberechtigung nach Art. 3 Abs. 2 GG aushebeln zu können.
Das Papier/Heidebach-Gutachten diskutiert in vielen Details die rechtlichen Klippen, an denen dieses Vorhaben scheitern kann. Allerdings kann man alleine die Absicht, Grundrechte in ihrer Substanz zu unterlaufen, als zutiefst korrupt und verfassungsfeindlich ansehen.
Ministerielles Doublespeak
Das Düsseldorfer Emanzipationsministerium bestätigt einmal mehr eindrucksvoll, daß es den Sonderpreis für Doublespeak redlich verdient hat, und zwar mit folgender Pressemitteilung anläßlich der Veröffentlichung des Gutachtens:
Emanzipation: Landesregierung will mehr Frauen in Führungspositionen im öffentlichen Dienst (Pressemitteilung). Ministerium für Inneres und Kommunales und Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter, 08.07.2014. http://www.mgepa.nrw.de/ministerium/presse/pressemittei ... dex.php
Der Begriff "Emanzipation" im Titel verblüfft - das Unterlaufen von Grundrechten stellt natürlich auch eine Art von Emanzipation dar, allerdings eine, die man eher von verfassungsfeindlichen Organisationen erwarten würde.
Im Text wird beklagt, die bisherigen Auswahlverfahren würden "die Quote aushebeln". Welche Quote? Gibt es ein Gesetz, das eine harte Quote für bestimmte Populationen öffentlich Bediensteter vorschreibt? Das Gesetz wäre verfassungswidrig und müßte von Amts wegen nicht nur ausgehebelt, sondern aufgehoben werden.
Die Pressemitteilung unterstreicht die Bedeutung des "Gleichstellungsgebots". Die am Ende der Pressemitteilung verlinkten Erläuterungen zum Gutachten erwähnen ein "Gleichstellungsgebot des Grundgesetzes nach Art. 3 Abs. 2 GG" gleich drei Mal. Leider kommt der Begriff "Gleichstellung" im Grundgesetz nicht vor, weder im Art. 3 Abs. 2, noch an anderer Stelle. Dies ist kein Zufall, die gemeinsame Verfassungskommission von Bundesrat und Bundestag hat seinerzeit diesen Begriff explizit vermieden.
Anmerkung: Wenn es so etwas wie ein Gleichstellungsgebot mit Verfassungsrang gäbe, dann wäre dieses Gebot auch nicht selektiv bei einzelnen Machtpositionen anwendbar, die bei feministischen Interessenvertretungen Neidkomplexe auslösen, sondern müßte flächendeckend angewandt werden, angefangen über die Lehrerschaft an Grundschulen über die Population der LKW-Fahrer bis hin ... zur Leitung des Emanzipationsministeriums (5 von 6 leitenden Positionen bis auf Abteilungsleiterebene sind weiblich besetzt) sowie im Berufsfeld der Gleichstellungbeauftragten.
Die Pressemitteilung behauptet ferner: "Verfassungsrechtler Prof. Papier unterstreicht die Bedeutung des Gleichberechtigungsgebots". Das ist inhaltlich durchaus korrekt, war aber vermutlich nicht gemeint, denn Gleichstellung ist das Gegenteil von Gleichberechtigung. Eventuell ist das MGEPA schon ganz konfus vom eigenen Doublespeak.
Im Gutachten von Prof. Papier kommt das Wort "Gleichstellungsgebot" jedenfalls nicht vor. Statt diesen unklaren und propagandistisch platten Begriff zu verwenden, weist das Gutachten immer wieder auf notwendige, im Detail sehr komplizierte Güterabwägungen zwischen den involvierten Gesetzen hin. Hierbei fließen Spekulationen über die Auswirkungen bisheriger Gesetze ein, die im Prinzip soziologische Analysen der deutschen Gesellschaft der letzten 20 - 30 Jahre sind. Man fragt sich hier, ob sich Juristen nicht aufs Glatteis begeben, wenn sie sich fachfremd als Soziologen betätigen und ob hier nicht hauptberufliche Soziologen mitreden sollten.
Insgesamt stellt der Eindruck, den die Pressemitteilung des MGEPA hinterläßt, den Inhalt des Gutachtens beinahe auf den Kopf. Die prinzipielle Absicht, harte Frauenquoten auf Umwegen zu erzwingen, ist verfassungswidrig, und die geplanten Brachialmaßnahmen zugunsten von Karrierefrauen sind nicht alternativlos, sondern basieren auf willkürlichen politischen Güterabwägungen und sind hart am Rande der Legalität.
Fazit
Das Gutachten von Papier/Heidebach ist sehr lesenswert, denn es zeigt, wie schwierig es ist, abstrakte politische Wunschvorstellungen in die Realität umzusetzen, und welche Fallstricke im Detail auftreten. Das Gutachten bekräftigt teilweise männerrechtliche Positionen hinsichtlich der Verfassungswidrigkeit von Frauenquoten, teilweise enthält es auch Klarstellungen, daß viele einseitige, oft monierte Maßnahmen zur Frauenförderung legal sind. Die Argumente gelten aber mit vertauschten Rollen analog für Männer.
Die Landesregierung bzw. das MGEPA demonstrieren mit ihrer Pressemitteilung, aber auch schon durch die Ziele der Auftrags (s. Abschnitt II. "Zielquoten" des Gutachtens), daß man an einer seriösen und ergebnisoffenen Debatte nicht interessiert ist, sondern lieber feministische Propaganda betreibt. Exemplarisch zeigt sich dies an dem frei erfundenen "Gleichstellungsgebot des Grundgesetzes nach Art. 3 Abs. 2 GG".
Abzuwarten bleibt, ob NRW oder andere Länder bzw. der Bund die in dem Gutachten angeregte Methode realisieren werden, über die Aushebelung des Prinzips der Bestenauslese indirekt (über eigentlich nachrangige Gesetze, die weiche Quoten definieren) auch das Grundrecht auf Gleichberechtigung auszuhebeln. Auch hier droht wieder einmal, daß wie üblich beim Gender Mainstreaming die öffentliche Debatte umschifft wird und auf dem Verwaltungsweg Tatsachen geschaffen werden.

Sonntag, 20. Juli 2014

Doublespeak-Sonderpreis für das Emanzipationsministerium NRW


Viele denkende Menschen finden deshalb zum Maskulismus, weil ihnen logische Widersprüche im herrschenden Feminismus auffallen. Wenn man dann nachhakt, findet man keine Lösungen, sondern immer mehr Widersprüche und Argumentationsfehler. Nach einer Weile festigt sich der Eindruck, daß dahinter ein System steckt. Das System hat einen Namen, Doublespeak.

Doublespeak ist eine Diskussions- bzw. Kommunikationsstrategie, bei der der Sinn von Worten verzerrt, vernebelt oder sogar in sein Gegenteil verkehrt wird. Ziel ist dabei, Falschaussagen und Argumentationsfehler zu verschleiern, indem der Diskussionsgegner damit beschäftigt wird, die Widersprüche und Fehler herauszufinden (ähnlich wie die Hypnosetechnik Ambiguität), und ihm ggf. zu suggerieren, er sei zu dumm, um qualifiziert an der Debatte teilzunehmen, ihn also einzuschüchtern. Besonders gut funktioniert dies, wenn Doublespeak aus einer Machtposition heraus praktiziert werden kann, z.B. durch Frauenministerien.

Unverzichtbarer Teil der Ausbildung zum Maskulisten ist daher ein intensives Training, feministisches Doublespeak (a) zu erkennen und (b), sofern man mitreden darf, darauf geeignet zu reagieren, also im Regelfall den inneren Widerspruch benennen und zurückzuweisen. Auf diesem Blog ist die Zahl der Beispiele von Doublespeak in letzter Zeit immer weiter gestiegen, zur Zeit sind die vorhandenen Beispiele in folgende Gruppen eingeteilt (Anzahl in Klammern):

Wann die runde Zahl von 20 Beispielen überschritten wurde, ist nicht mehr genau rekonstruierbar. Jedenfalls soll man solche runden Zahlen bekanntlich feiern, und was läge näher, als einen

Sonderpreis für das "schönste" Doublespeak-Beispiel

zu vergeben. Nun denn, die Konkurrenz war hart und die Entscheidung war schwierig, aber sie ist gefallen, and [... fanfaren ...] the winner is [trommelwirbel]:

Das Emanzipationsministerium in NRW

Genaugenommen heißt das Ministerium Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter. Chef ist Barbara Steffens (Grüne). Frau Steffens bezeichnet sich gerne prägnant als Emanzipationsministerin, alleine auf den Seiten des Ministeriums findet die google-Suche Emanzipationsministerin Barbara Steffens site:mgepa.nrw.de derzeit 290 Treffer.

Nun versteht man heutzutage unter Emanzipation normalerweise "die Befreiung von Gruppen, die aufgrund ihrer Rasse, Ethnizität, Geschlecht, Klassenzugehörigkeit usw. diskriminiert und von politischen Entscheidungsprozessen ausgeschlossen waren". Nach dieser Definition, aber auch nach dem eigenen Selbstverständnis, ist der demokratische Maskulismus Emanzipation in Reinstform, denn im herrschenden hegemonialen Feminismus wird die Bevölkerungsgruppe der Männer dank feministischem Gender Mainstreaming systematisch von politischen Entscheidungsprozessen, die sie betreffen und benachteiligen, ausgeschlossen. Genau dagegen kämpft der Maskulismus, und betrieben wird der hegemoniale Feminismus von Parteien und Ministerien wie denen von Frau Steffens.

Emanzipation richtet sich gegen staatliche Willkür, gegen staatliche Kontrolle von Information, gegen autoritäre staatliche Gedankenlenkung und Volksverdummung. Eine staatlich gelenkte Emanzipation kann es begrifflich nicht geben. Ein "Ministerium für Emanzipation" ist eine ähnlich absurd-dreiste Begriffskonstruktion wie das legendäre Ministerium für Wahrheit oder eine Abteilung für Pazifismus bei der Bundeswehr. Emanzipation ist etwas anderes als institutionalisierte einseitige Frauenförderung, dafür gibt es den Begriff Staatsfeminismus.

Wären wir hier im Feuilleton der FAZ, würde man umfänglich ausloten, wieso in diesem Lande überhaupt eine derart abenteuerliche Begriffskonstruktion offizieller Namensbestandteil eines Ministeriums sein kann, was das über diese Regierung aussagt, und wieso das Doppelsprech niemandem mehr auffällt.
Fühlt sich die NRW-Regierung vom Volk unterdrückt und das Emanzipationsministerium dient dazu, sich vom Volk und von den Zumutungen durch die Wählerschaft zu emanzipieren?
Will das Emanzipationsministerium das Volk vor doppelplusunguten Gedanken schützen, die vom Patriarchat als Klassenfeind verbreitet werden und die die schutzlosen Opfer dazu verleiten könnten, unwissentlich Gedankenverbrechen gegen den Feminismus zu begehen?
Man weiß es nicht, es bleiben viele Fragen offen. Wir werten dies als weiteren Beweis für die Meisterschaft, mit der unser Preisträger das Doublespeak beherrscht.


Dienstag, 15. April 2014

Wer dreimal lügt ...

Warum ich mich mit Männerrechten beschäftige und wie es dazu gekommen ist. Ich hasse es, belogen zu werden. Ich wurde christlich erzogen und fand das 8. Gebot, du sollst nicht lügen, immer sehr plausibel, denn bei der Wahrheit zu bleiben ist die Grundlage jedes Vertrauens und Zusammenlebens. Schon vor der Pubertät bin ich immer mehr zu Überzeugung gekommen, von der Kirche belogen zu werden. Wenn die Physik, Relativitätstheorie, Evolution etc. auch nur ansatzweise korrekt waren - den Realitätstest bestanden sie offenbar täglich -, konnte die Schöpfungsgeschichte kaum stimmen. Das war bestenfalls ein Märchen fürs Volk zu einer Zeit, als die Erde noch eine Scheibe war. Wenn man sich etwas mit Biologie beschäftigte, konnte die verklemmte Sexualmoral und vielleicht sogar der komplette Begriff von Schuld und Sünde nicht stimmen. Irgendwann bin ich aus der Kirche ausgetreten.
Eine wesentliche Rolle in meiner Bewußtseinsentwicklung spielte ein Deutsch- und Geschichtslehrer. Er war SPD-Mitglied und bekennender Antifaschist und benutzte im nachhinein gesehen einen genialen Trick: wir mußten mehrere Originaltexte der Nazis lesen. Hausaufgaben: 1. finde die Lügen und Hetzpropaganda. 2. Wieso sind damals so viele Leute darauf hineingefallen? Hätte man die Lügen und Hetze durchschauen können und müssen? Wäre Dir das auch passiert?
Man ahnt es sicher schon, 1984 habe ich natürlich auch gelesen. Danach haßte ich es noch viel mehr, belogen zu werden. Seitdem halte ich unsere freiheitliche Demokratie für eine unserer wichtigsten Errungenschaften und jeden für kriminell, der sie gefährden oder unterminieren will.
Noch später, Auftritt des Feminismus in Gestalt von A. Schwarzer: Penetration ist Vergewaltigung! Ich werde Zwangsmitglied im Patriarchat. Lese ungezählte Artikel in der ZEIT oder im Spiegel oder woanders, wie unterdrückt und doch so viel intelligenter, empathischer, unterstützenswerter und natürlich auch schöner die Spezies Frau ist. Männer sind eher - Schweine. Auch wenn der ärztliche Befund offensichtlich sarkastisch gemeint war, steckt ja doch immer ein Korn Wahrheit darin. Bin wegen meiner Erbsünden bedrückt und bereit, den armen Frauen zu helfen.
Helfen kann nur, wer sich auskennt. Lese also viel, und je mehr ich lese und lerne, umso mehr kommt die Erinnerung an die Kirche und meinen Deutschlehrer hoch. Denn die feministische Politik bzw. Theorie paßt seltsamerweise immer wieder nicht zur Realität. Je mehr man nachhakt, desto mehr neue Unstimmigkeiten tauchen auf. Komme langsam aber sicher zu Überzeugung, von der Gesellschaft und speziell dem Feminismus eklatant belogen worden zu sein (und zwar mit einer "großen Lüge", wie es Wendy McElroy ausdrückt). Irgendwann bin ich zum zweiten Mal im Leben aus einer Kirche ausgetreten, in diesem Fall aus der feministischen Doktrin, die mir von Kindesbeinen an eingeimpft worden ist.
Einen genauen Zeitpunkt oder Anlaß kann ich nicht eingrenzen. Eine große Rolle hat mit Sicherheit das Buch Das Geschlechterparadox von Susan Pinker, das gespickt voll mit Informationen ist, gespielt. Entscheidende Erlebnisse waren sicher auch die Prozesse gegen Strauss-Kahn und Kachelmann, die mir zum ersten Mal klargemacht haben, daß ich in dieser Gesellschaft juristisch ein Mensch 2. Klasse bin (a.k.a. Gender-Apartheid) und mich jede Frau, die genügend kriminelle Energie und schauspielerische Fähigkeiten hat, ins Gefängnis bringen kann. Gegen 2010 lernte ich die ersten glaubwürdigen Statistiken zum Gender Pay Gap kennen, die die jahrelange feministische Propaganda zuvor als Falschaussage enttarnten; das eigentlich Schockierende war aber die unglaubliche Dreistigkeit, mit der danach trotz besseren Wissens diese (und andere) Falschaussagen fortgeführt wurden und bis heute werden - eben eine "große Lüge".
Der Auslöser, meinen Blog zu eröffnen, war die Aufschrei-Kampagne in Verbindung mit der davorliegenden, extrem fragwürdigen Wahl von "Opferabo" als Wort des Jahres 2013. Bei der Aufschrei-Kampagne wurde zwar auch wieder bzgl. der Zahl der Betroffenen kräftig gelogen, aber das hat mich kaum noch überrascht. Entscheidender war, daß die Aufschrei-Kampagne mich mit dem Definitionsmacht-Konzept und der feministischen Privilegientheorie bekannt gemacht hat - besten Dank übrigens an die Aufschrei-Protagonistinnen für diese Aufklärung über den Feminismus.
Seitdem sehe ich den Feminismus als eine der gefährlichsten Bedrohungen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in diesem Land an. Ich nehme den Feminismus als eine Bewegung wahr, die faktisch eine Gender-Apartheid installieren will und es teilweise schon geschafft hat, also eine Gesellschaft, in der kleine Minderheiten, die an der Spitze einer Opferstatushierarchie stehen, der Gesellschaft diktieren dürfen, was man im Alltag denken, fühlen und sagen darf. Die eine neue feudale Klasse installieren will, deren private Meinung oder Stimmung in einer Art Gender-DDR für andere Gesetz ist. Die Millionen an Steuergeldern mobilisieren kann, um Männer systematisch und demagogisch als Gewalttäter zu diskreditieren. Als eine Bewegung, deren führende Vertreter Rechtsstaatlichkeitsprinzip, Aufklärung und Wissenschaftlichkeit für patriarchalen Rotz halten - für mich sind das gerade die zentralen Ergebnisse der Aufarbeitung unserer faschistischen Vergangenheit und die Werte, die das Leben in diesem Staate lebenswert machen. Als eine Ideologie, die auf einer religionsähnlichen Pseudowissenschaft basiert, an deren Theorien man einfach glauben muß, auch wenn sie nicht zur Realität passen. Als eine Politikerkaste, die die Leute offensichtlich für dumm verkaufen will. Daß sich eine dermaßen antidemokratische Bewegung selber als emanzipatorisch feiert, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten - noch eine "große Lüge".
Wenn man ein paar Mal belogen worden ist, wird man mißtrauisch. Wenn man einmal die Methoden erkannt hat, mit denen der Feminismus die Öffentlichkeit verdummt und manipuliert hat und es weiterhin tut, wird man leider immer häufiger fündig- an dieser Stelle herzlichen Dank an meinem alten Deutsch- und Geschichtslehrer für das frühe Training -, angefangen beim systematischen Gebrauch von Doublespeak bis hin zu einer langen, trotzdem sicher nicht vollständigen Liste objektiv falscher Aussagen.

Was ich zu erreichen hoffe. Aufklärung. Kampf gegen die Verdummung. Zurück zur Demokratie und demokratischen Entscheidungsfindungen. Ein Ende der staatlich finanzierten Hetze gegen Männer und Jungen. Beendigung des Staatsfeminismus und Abschaffung der "Gleichstellungs"industrie, die eine grundgesetzwidrige einseitige Frauenbevorzugung betreibt. Alles weitere ist in diversen politischen Manifesten schon hinreichend ausführlich aufgeschrieben worden.

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Samstag, 22. März 2014

Wann ist Equal Pay Day?

Zu den scheinbar unausrottbaren Geschlechterstereotypen gehört, daß Frauen Probleme mit der Mathematik und ein distanziertes Verhältnis zu Zahlen haben. Der institutionalisierte Feminismus hat den Ruf, gerne mit getürkten Statistiken zu arbeiten, indem man Zahlen aus dem Zusammenhang reißt und falsch interpretiert. Eine der Hauptursachen für diese Eindrücke ist die immer wieder aufgestellte falsche Tatsachenbehauptung, die Durchschnittsfrau würde für die gleiche Arbeit 22 oder 23 % weniger Stundenlohn bekommen als der Durchschnittsmann, und die unzulässige Schlußfolgerung, sie werde deswegen diskriminiert. Diese getürkte statistische Behauptung hat den Feminismus enorm viel Zuspruch gekostet.

Das sollte eigentlich auch den feministischen Aktivisten klar geworden sein. Man sollte vermuten, daß die Lektion gelernt worden ist, nicht mit falschen Zahlen und unsauberen Rechenverfahren zu arbeiten. Unter dieser Annahme ist es sehr überraschend, daß die offizielle Berechnungsmethode für das Datum des Equal Pay Days einen gravierenden Denkfehler enthält, peinlicherweise zuungunsten des feministischen Standpunkts. Wir erfahren auf www.equalpayday.de:

Das Datum des Aktionstags markiert den Zeitraum, den Frauen über das Jahresende hinaus arbeiten müssen, um auf das Vorjahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu kommen. 2014 findet der Equal Pay Day am 21. März statt.
und lernen auch ganz konkret (unter der rein hypothetischen Annahme, daß der unbereinigte Gender Pay Gap von 22% irgendeine Relevanz haben könnte) ...
... wie der Equal Pay Day als Datum berechnet wird: 22% von 365 Tagen sind 80 Tage. Wer ab dem 1. Januar auf dem Kalender 80 Tage abzählt, gelangt zum 21. März ...
Richtig abgezählt. Leider stimmt aber die ganze Rechnung nur unter der Annahme, daß unsere Durchschnittsfrau auf wundersame Weise schlagartig ab dem 1.1.2014 genausoviel verdient wie unser Durchschnittsmann. Nur dann könnte sie in 22% des Folgejahres auch 22% des Jahresgehalts unseres Durchschnittsmanns verdienen.

Nun ist die Annahme einer solchen Gehaltserhöhung - immerhin rund 28% - überraschend und weltfremd. Unter dieser Annahme ist das ganze Gedankenexperiment mit dem Längerarbeiten bis zum 21.3. nicht mehr wirklich eingängig. Man kann die Annahme trotzdem machen, sollte dann aber zumindest explizit darauf hinweisen.

Wenn wir realistischerweise annehmen, daß sich das Gehalt am 1.1.2014 nicht ändert, dann müßte unsere arme Durchschnittsfrau sogar

1.0 / 0.78 = 1.28205 Jahre

arbeiten, das macht

1.28205 * 365 = ca. 468 Tage.

Davon fallen 468 - 365 = 103 Tage in das Folgejahr. 103 = 31+28+31+13, also wäre das korrekte Datum des Equal Pay Day der 13.04.2014.

Den Denkfehler erkennt man noch leichter, wenn man runde Zahlen annimmt. Angenommen (Vorsicht: schwarzer Humor), die Durchschnittsfrau verdient 50% weniger als der Durchschnittsmann, dann müßte sie eigentlich ein ganzes Jahr länger arbeiten, gemäß offizieller feministischer Mathematik nur ein halbes.

Man könnte den Fall nun als peinliche Betriebspanne und Lappalie abtun, denn propagandistisch gesehen ist es egal, ob der EPD am 21.03 begangen wird oder am 13.04. (oder am besten am 07.01., denn laut IDW beträgt das wirkliche bereinigte Pay Gap nur 2% und (365 / 0.98) - 365 = ca. 7).

Das spätere Datum wäre indes propagandistisch viel besser gewesen und falsch rechnen ist nicht imagefördernd. Deswegen ist die eigentlich spannende Frage, wieso dieser Fehler überhaupt auftreten konnte. Hier kann man nur spekulieren:

  1. Hat man bewußt falsch gerechnet, weil man der (zu aktivierenden weiblichen) Öffentlichkeit die Division 1.0 / 0.78 nicht zumuten wollte, weil man annahm, damit deren mathematische Kompetenz zu überfordern? Eine höchst bedenkliche Annahme.
  2. Hat es wirklich keine einzige von den hunderten Frauen, die an der Aktion beteiligt waren und sind, diesen bösen mathematischen Denkfehler bemerkt? Dann könnte also doch etwas an den einleitend erwähnten Geschlechterstereotypen dran sein, der EPD wäre unbeabsichtigt eine publikumswirksame Demonstration geschlechts- und/oder ideologiebedingter mathematischer Inkompetenz. Ebenfalls eine höchst bedenkliche Annahme.
  3. Falls also doch ein paar Frauen den Fehler bemerkt haben - zumal dieser Post nicht der erste und einzige ist, der darauf hinweist -, wieso haben die nichts gesagt und die anderen aufgeweckt? Wollten die anderen nichts davon hören?
    Jeder macht Fehler, und wenn man selber darauf stößt oder darauf gestoßen wird, sollte man den Fehler abstellen. Einen erkannten Fehler nicht abstellen ist weitaus schlimmer als der Fehler selber, denn dann wird aus einem Irrtum eine Lüge.
Im Endeffekt führen alle Spekulationen zu unschönen Konsequenzen. Deren Gemeinsamkeit besteht darin, daß der institutionalisierte Feminismus schlampig mit Statistiken umgeht und offenbar unfähig ist, eigene Fehler zu erkennen und im Falle des Erkennens angemessen darauf zu reagieren. Was - leider - einmal mehr ein geschlechtsbezogenes Stereotyp bestätigt.


Nachträge 24.03.2014

  • Ein besonders prominenter Hinweis auf den Rechenfehler stand schon vor einem Jahr im Spiegel: Holger Dambeck: Gleiche Bezahlung für Frauen - Equal-Pay-Initiative verrechnet sich um 22 Tage. Dies unterstützt die obige Spekulation Nr. 3.
  • Einen aussichtslosen Kampf gegen die feministische Mathematik scheint man auch seitens der Deutschen Mathematiker-Vereinigung zu führen, wo man sich seit Jahren für eine Korrektur des Equal Pay Day einsetzt.
  • Auf heise.de ist inzwischen ein viel ausführlicher Artikel zum EDP Der Equal Pay Day und die 22 Prozent, von Alexander Durin, erschienen, der - wenig überraschend - zum gleichen Fazit kommt: "Geschäftsfrauen in leitenden Stellungen, die den gleichen Lohn für unterschiedliche Arbeit fordern und dabei nicht einmal die Prozentrechnung beherrschen, ... tragen ... dazu bei, Anschauungen, z.B. dass Frauen nicht logisch denken und schon gar nicht rechnen können, zu verfestigen."
  • Leser Gerhard weist auf einen Blogpost von Prof. Dr. Luise F. Pusch hin, in dem behauptet wird, das richtige Datum des EPD sei der 15. April. Als überzeugte Feministin stellt sie eine "frauenzentrierte Rechnung" auf und berechnet den Stundenlohn des Durchschnittsmanns auf 127,5% des Stundenlohns der Durchschnittsfrau, also einen Mehrverdienst von 27,5% oder gerundet 28%. Wie sie von hier aus auf den 15. April kommt, bleibt schleierhaft und bestätigt das Fazit des Artikels von Alexander Durin.
    Auf Basis von 28% Differenz kommt man, wenn man ganz einfach 365*0.28 = 102.20 = gerundet 102 = 31+28+31+12 rechnet, auf den 12.04.2014.
    Auf Basis von 27.5% kommt man auf den 10.04.2014, denn 365*0.275 = 100.375 = gerundet 100 = 31+28+31+10.
  • Wenn man in der ursprünglichen Berechnung statt des offiziellen, zugunsten der Frauen abgerundeten Werts 78% (= 100% - 22%) den präziseren Wert 78.427 (= 15.56 / 19.84) verwendet, kommt man natürlich auch auf den 10.04.2014, denn 365 / 0.78427 - 365 0.275 = 100.40094 = gerundet 100.

Nachträge 21.03.2015

  • Der Groschen scheint seit letztem Jahr nun doch gefallen zu sein und unterderhand hat man die Definition des EPD wie folgt umgestellt:
    Angenommen Männer und Frauen bekommen den gleichen Stundenlohn: Dann steht der Equal Pay Day für den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon seit dem 1.1. für ihre Arbeit bezahlt werden.
    Mathematisch gesehen ist das jetzt vordergründig richtig (tatsächlich aber falsch, s.u.), didaktisch gesehen aber kurios: in unserem Gedankenexperiment arbeiten die Frauen nie für den Stundenlohn, den sie tatsächlich bekommen, und warum sie umsonst arbeiten sollten, ist intuitiv auch nicht gerade einsichtig.
  • Nicht ganz gelungen ist die Kommunikation dieses mathematischen Salto rückwärts unter allen Beteiligten - vielleicht auch wegen der fehlenden didaktischen Qualität. D.h. dieses Jahr geistern beide Definitionen parallel durch die Politikerreden.
    Die TAZ beklagt die Verwirrung um den Equal Pay Day und lästert über die neue Definition: "... eine extrem verquere Erklärung, die nur deshalb gewählt wurde, weil die Organisatorinnen des Equal Pay Days nicht plötzlich ihr Datum nach hinten verschieben wollten."
    Sogar die streng feministische Süddeutsche läßt sich zu einem gedämpften Seitenhieb auf die feministische Mathematik hinreißen ("Eigentlich handelt es sich um einen einfachen Dreisatz"), hat aber einen genialen rettenden Einfall: Schuld ist das Statistische Bundesamt! Welches offensichtlich von Männern, also vom Patriarchat regiert wird. Weil es nämlich von 22 Prozent 'Verdienstunterschied' spricht und dabei wieder einmal die hegemoniale Männlichkeit als Bezugspunkt gewählt hat. Deshalb müsse "Schon in der Schule ... Mathematik anders dargestellt werden, ... vielfältiger, alltagsrelevant." Feministisch halt.
  • Auch die neue Definition enthält immer noch (wie schon die alte) einen gravierenden Denkfehler, der allerdings nicht auf Anhieb erkennbar ist. Relativ leicht von außen erkennbar ist folgender Fehler: Die zentrale Behauptung der neuen EPD-Definition, daß eine statistische Durchschnittsfrau ca. 78% des Jahresverdienstes des statistischen Durchschnittsmann erzielt, ist falsch. Tatsächlich ist es nur ca. die Hälfte.

    Die neue EPD-Definition wäre nur richtig, wenn die statistische Durchschnittsfrau genausoviele Arbeitsstunden absolvieren würde wie der statistische Durchschnittsmann. Tut unsere Durchschnittsfrau aber nicht, der Anteil der Teilzeitbeschäftigten ist unter den Frauen viel größer als unter den Männern. D.h. wenn das Jahresbruttogehalt als Stundenzahl * Stundensatz dargestellt wird, dann sind beide Faktoren bei Frauen kleiner als bei Männern.

    Nun könnte man auf die Idee kommen, einfach die Annahme gleicher Jahresarbeitszeiten explizit zu den anderen kuriosen Annahmen über die saisonal wechselnden Stundensätze dazuzunehmen, um die Definition zu retten. Das wäre aber falsch, weil die geringeren Arbeitszeiten eine wesentliche Ursache für die schlechteren Stundensätze sind: Sehr viele der überdurchschnittlich bezahlten Arbeitsplätze haben Wochenarbeitszeiten von 40 Stunden an aufwärts und stehen Teilzeitkräften nicht offen. Die neue EPD-Definition multipliziert unzulässigerweise einen Stundensatz, der nur unter der Annahme eines hohen Anteils von Teilzeitkräften gültig ist, mit der vollen Arbeitszeit, geht also von der Annahme der Vollzeitbeschäftigung aus - ein innerer Widerspruch.

Sonntag, 16. März 2014

Dein Bundesministerium für einfache Wahrheit


Inhaltsdeklaration: Hauptzutat: Bundesfrauenministerin Schwesig fordert aktives Engagement für gleichberechtigte Teilhabe. Kann Spuren von Sarkasmus enthalten.

Du wirst regiert von verschiedenen Ministerien. Diese Ministerien sind sehr schlau.
Aber sie sind trotzdem furchtbar nett, denn sie erklären dir alles in einfachen Worten.

Eines der Ministerien sorgt sich um die Familie, um alte und junge Menschen.
Besonders aber um Frauen, denn Frauen brauchen besonders viel Hilfe. Du weißt schon, warum.

Dieses Ministerium hat einen langen offiziellen Namen.
Weil es sich um alle außer den Männern kümmern muß.
Das sind ganz viele Menschen.

Den langen Namen brauchst Du aber nicht zu lernen.
Frau Schwesig, die schöne und kluge Ministerin, bezeichnet sich selber einfach als Bundes-Frauen-Ministerin.
Sie mag den langen Namen auch nicht.
Sie ist nämlich furchtbar ehrlich.
Du kannst noch einfacher Frauen-Ministerin zu ihr sagen.

Frau Schwesig kämpft für die tatsächliche Gleich-Stellung der Frauen.
Sie muß das tun, weil das so im Grund-Gesetz steht.
Gleich-Stellung heißt, daß Männer und Frauen gleich behandelt werden.
Sie sollen die gleichen Möglichkeiten haben.

Männer und Frauen haben nämlich nicht die gleichen Möglichkeiten.

Frau Schwesig will das Prinzip von gleichem Lohn für gleiche Arbeit endlich verwirklichen.
Denn Frauen erhalten in Deutschland im Durchschnitt 22 Prozent weniger Gehalt als Männer.
Obwohl sie die gleichen Arbeiten machen.
Das ist viel weniger Geld.
Und das ist sehr ungerecht.

Die Frauen-Ministerin sagt: die rechtliche Gleich-Stellung ist noch nicht in der Lebens-Wirklichkeit angekommen.
Damit will sie sagen: Frauen haben in Wirklichkeit nicht die gleichen Rechte wie Männer.

Es gibt böse Menschen, die behaupten, das stimmt nicht. Glaub denen nicht, denn nur die Frauen-Ministerin sagt die Wahrheit.
Nur wenn man besonders klug und ehrlich ist, kann man Minister werden.
Daran siehst du, daß Frau Schwesig recht hat und die anderen lügen.

Frau Schwesig ist außerdem stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD.
Die SPD ist eine große Partei.
Sie hat fast 500.000 Mitglieder.
Das sind ganz, ganz viele Menschen.
Frau Schwesig spricht im Namen all dieser Menschen.
500.000 kluge Menschen können nicht irren.
Auch daran siehst du, wie sehr Frau Schwesig recht hat.

Nur das Ministerium kennt die Wahrheit.
Es ist dein einziger wirklicher Freund.
Du kannst ihm blind vertrauen, es wird dich nie belügen.

Montag, 10. Februar 2014

Fack ju Dschända



Im Regierungsviertel
Geschlechterrollen als politische Nebelkerzen
Nebelkerze 2: Wandel der Geschlechterrollen
Mach ma'n Riällitti Tscheck
Nachdenken über Geschlechterrollen
Gender Studies als Schulfach
Grundkurs Wirtschaftswissenschaften
Die Identitätskrise als Propagandainstrument
Und jetzt?


Fack ju Göhte ist einer der erfolgreichsten deutschen Kinofilme aller Zeiten. Aktuell, rund 4 Monate nach dem Kinostart, hat er ca. 6.6 Mio. Besucher gehabt, macht Platz 6 auf der Liste der erfolgreichsten Filme in der Bundesrepublik seit 1968. Grund genug, einen Blick aus maskulistischer Sicht auf das Kunstwerk zu werfen.

Kurz zusammengefaßt: es geht um eine außer Kontrolle geratene Klasse an der Goethe-Gesamtschule, einer sehr speziellen Schule, die man politisch korrekt als sozialen Brennpunkt bezeichnen würde. Männliche Hauptfigur ist Zeki Müller (Elyas M'Barek), ein Ganove, aber irgendwie ein gutes Herz, rauhe Schale, hart im Nehmen, impulsiv, selbstbewußt, Retter in der Not, Macho. Weiblicher Gegenpart ist angehende Lehrerin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth). Sie versucht, die schwierige Klasse mit modernster Pädagogik und Appellen an die Empathie der Schüler zur Raison zu bringen, scheitert aber gnadenlos an den Realitäten. Mit etwas Glück und einer kleinen weiblichen Erpressung spannt sie allerdings Zeki Müller für ihre Zwecke ein und läßt unseren Helden die Kartoffeln aus dem Feuer holen. Den Rest verraten wir hier nicht, damit das kein Spoiler für diejenigen wird, die den Film noch nicht gesehen haben (aber unbedingt hineingehen sollten).

Schon die beiden Hauptfiguren strotzen nur so vor klassischen männlichen bzw. weiblichen Eigenschaften, und das setzt sich in den Nebenrollen fort. Aus Sicht der Emma-Redaktion kann nur der Maskulismus oder das Patriarchat hinter diesem geschlechterstereotypreproduzierenden Machwerk stecken, das ist doing gender at its worst. Die Leute sind nicht umsonst hingerissen von dem Film. Man ahnt bereits einen weiteren schlimmen Fauxpas: Homo-, a-, inter- und transsexuelle kommen politisch inkorrekterweise nicht vor, sondern nur die eigentlich irrelevante Bildungskatastrophe der sozialen Unterschicht.

Daß der Film die klassischen Geschlechterstereotype produziert, wage ich zu bezweifeln (dazu ist er auch viel zu selbstironisch), sondern behaupte das Gegenteil, daß diese schon vorher vorhanden waren und daß die Besucher die rund 50 Mio. Euro Eintritt bezahlt haben, weil sie sich mit den Figuren identifizieren können. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, daß gemäß den rund 4000 IMDb-Benutzervoten die weiblichen Zuschauer ihn sogar noch einen Tick besser beurteilten als die männlichen und die sehr wenigen weiblichen Zuschauer über 45 ihn deutlich schlechter als alle anderen Gruppen fanden.

So gesehen war Fack ju Göhte die größte bisherige Volksabstimmung über die Vision des Genderfeminismus, wonach man das Geschlecht einer Person nur noch mit Hilfe der Gesundheitskarte feststellen kann. Allerdings nicht die einzige. Bei einem Blick auf die Einschaltquoten im Fernsehen ist Der Bachelor mit 4 - 5 Mio. Zuschauern pro Sendung kaum zu übersehen. Nina Klink, Executive Producer, wurde im vergangen Jahr vom Branchenmagazin kressreport auf Platz zwei der 15 "wichtigsten TV-Manager unter 40" gewählt und zählt damit zu den innovativsten Köpfen der Branche.

Im Regierungsviertel

Szenenwechsel: Berlin, Regierungsviertel. Unsere Regierenden machen sich Sorgen, das uninformierte Wahlvolk könnte die falschen Geschlechterrollen praktizieren.

Auftritt oberste Frauenbeauftragte Deutschlands, Ministerin Schwesig, die zu den innovativsten Köpfen des institutionalisierten Feminismus zählt. Sie verkündet ihre Pläne zur weiteren Gleichschaltung von Männern und Frauen, die 32-Stunden-Woche für alle. Die Mrd. Euro pro Jahr, die es kosten soll, müssen es uns wert sein angesichts des menschlichen Leids, das die bisherigen Geschlechterrollen in weiten Teilen der Bevölkerung anrichten. Die Reaktionen sind bekannt und passen irgendwie zu "Fack ju Göhte".

Parallel dazu verkünden Grüne und SPD in Baden-Württemberg ihre Pläne, schon ab der Grundschule die Kinder von der irrigen und sexistischen Annahme zu kurieren, heterosexuelle Beziehungen seien der Normalfall. Unkenntnis des Sexuallebens sehr kleiner Minderheiten ist für die Grünen-Frontfrau Roth das gleiche wie "Ausgrenzungs- und Diskriminierungswille" und die "Verweigerung von Menschenrechten". Unermüdlich preist Frau Roth die Gleichstellung (das Wort kommt 7 Mal in dem kurzen Text ihres ZEIT-Artikels vor) und die Auflösung gestriger Geschlechterrollen mit dem Endziel einer "emanzipatorischen und bunten Gesellschaft".

Wahrscheinlich weiß Frau Roth nicht, was Gleichstellung bedeutet, denn es ist schwer erklärbar, wie eine Gesellschaft noch bunt sein kann, wenn alle mit allen gleichgestellt sind, alle gleich reich sind, gleich viel arbeiten, die gleiche Uniform tragen, und die gleiche Geschlechterrolle spielen - wäre der Begriff "Geschlechterrolle" dann überhaupt noch sinnvoll? Worin besteht die erlaubte Buntheit? Sind bunt und gleich nicht das Gegenteil voneinander? Man ist wirklich verwirrt und sicherlich selber schuld, die Heilsversprechen von Frau Roth nicht zu verstehen.

Geschlechterrollen als politische Nebelkerzen

Der Begriff Gleichstellung (im Gegensatz zu Gleichberechtigung) gehört zu den am schlechtesten verstandenen Begriffen in den sozialpolitischen Debatten - und gleichzeitig zu den am häufigsten benutzten. Dies macht durchaus Sinn, denn das Arbeiten mit mehrdeutigen, unscharfen Begriffen, Erwartungen, Zielen usw. ist die bekannte Hypnosetechnik Ambiguität, mit der man den Gegner ablenken und irritieren und die eigenen Leute bei der Stange halten kann.

Mit politisch propagierten Geschlechterrollen und darauf aufbauenden Heilsversprechen verhält es sich ähnlich. Der Begriff Geschlechterrolle ist einer der kompliziertesten in der Geschlechterdiskussion. Üblicherweise definiert man eine Geschlechterrolle als einen Katalog von

Verhaltensweisen, die in einer Kultur für ein bestimmtes Geschlecht als typisch oder akzeptabel gelten.
Die Verhaltensweisen können nicht nur Handlungen betreffen, sondern auch Überzeugungen und Wertungen ("Frauen lieben richtige Kerls"). Nun laufen Männer und Frauen beide typischerweise auf 2 Beinen und haben viele weitere gemeinsame Verhaltensweisen. Gemeint sind daher eigentlich Verhaltensunterschiede, und zwar nur markante, denn im Detail findet man viel zu viele Unterschiede. Bemerkenswert ist schon hier, daß Gleichstellungsmaßnahmen darauf zielen, die Verhaltensunterschiede zu reduzieren und Geschlechterrollen aufzuheben - wir kommen später darauf zurück, ob das überhaupt sinnvoll ist.

Geschlechterrollen sind im einfachsten Fall nur Beschreibungen des beobachteten Rollenverhaltens, ohne dieses zu bewerten. In politischen Kontexten werden die möglichen Verhaltensweisen allerdings typischerweise als erwünscht oder unerwünscht oder sogar verboten bewertet. Geschlechterrollen sind hier also präskriptiv und/oder werden als Maßstab für die Beurteilung von abweichenden Verhaltensweisen herangezogen. Die Sanktionen bei Abweichungen reichen von einfacher Mißbilligung bis hin zu gesetzlichen Vorschriften und entsprechenden Strafen.

Geschlechterrollen haben mehrere praktische Funktionen im sozialen Zusammenleben: Sie dienen dazu, das eigene soziale Verhalten zu bewerten und ggf. zu steuern. Ferner kann man Prognosen bzw. Erwartungen bzgl. des Verhaltens anderer Personen aufstellen. Insofern sind Geschlechterrollen Teil von Übereinkünften, wie Personen (vor allem Personen verschiedenen Geschlechts) miteinander kommunizieren und agieren. Geschlechterrollen können daher nicht ohne weiteres einseitig dekretiert werden, sondern sind letztlich Ergebnisse von Aushandlungsprozessen, an denen beide Seiten beteiligt sein müssen.

Als wäre das bis hierhin noch nicht kompliziert genug, kommt jetzt der übliche Hinweis, daß es nicht "die Männer" und "die Frauen" gibt, sondern beide Gruppen sehr heterogen zusammengesetzt sind. Die Bandbreite an Verhaltensweisen, die einem realistisch offenstehen, und die Lebenserfahrungen und damit zusammenhängenden Werturteile hängen sehr stark von der sozialer Klasse, dem Milieu (vgl. die diversen SINUS Milieustudien) und ggf. der Religion und Weltanschauung ab, und zwar sowohl hinsichtlich der gemeinsamen wie der unterschiedlichen Verhaltensweisen von Frauen und Männern. Vor diesem Hintergrund scheint es fragwürdig, Geschlechterrollen unabhängig von der sozialen Klasse bzw. dem Milieu zu beschreiben oder gar im Sinne von Vorschriften einzusetzen.

Nebelkerze 2: Wandel der Geschlechterrollen

Kommen wir wieder zurück auf die politische Bühne und zu Frau Roth, die reaktionäre und fundamentalistische Stimmen wahrnimmt, die zurück zu einem "gesellschaftspolitischen Gestern" wollen. Sie verrät uns nicht, auf welches Jahr das Gestern datiert. 1910? 1945? 1968? 2000? Sie sieht jedenfalls den bisherigen Fortschritt bei der Veränderung bzw. Auflösung der Geschlechterrollen gefährdet.

Wir wollen mit der Datierung nicht unnötig pingelig sein, gemäß aktuell gültigem feministischem Narrativ haben sich die Geschlechterrollen in den letzten 3 - 4 Jahrzehnten deutlich verändert. Zumindest bei den Frauen, die werden allenthalben für ihre emanzipatorischen Leistungen gelobt. Die Männer hinken hinterher oder stellen sich bockig und wundern sich dann, wenn sie unter die Räder der neuen Powerfrauen und Alphamädchen kommen - selber schuld!

In der medialen und politischen Darstellung wird seit ca. 20 - 30 Jahren ein Bild vom "Mann in der Identitätskrise" oder vom "verunsicherten Mann" gezeichnet. Google bietet 64.200 Ergebnisse für die Suchabfrage "Krise der Männlichkeit" an und sogar 151.000 Ergebnisse für "Wann ist der Mann ein Mann", wovon nur ein Bruchteil der Treffer den Text von Grönemeyers legendärem Lied "Männer" zeigt. Es wurde 1984 veröffentlicht, zwei Jahre vorher hatte Ina Deter den Hit Neue Männer braucht das Land (ungefähr 1.150.000 Ergebnisse bei Google). Bemerkenswert ist, daß Grönemeyer eigentlich mit "Männer" das "ökoartige Männerbild" der 80er Jahre als Ursache großer Mißverständnisse darstellen wollte und Ina Deter zwar lautstark einen Wandel der Männer fordert, uns aber über das konkrete Ziel des Wandels im Unklaren läßt.

Inzwischen haben auch die Jungen eine Krise. Jungen und Männer versuchen sich - wegen Unkenntnis des Frauenfachs Gender Studies natürlich erfolglos - seit Jahren an Männlichkeitskonstruktionen. Oder auch nicht, sondern verfallen in Lethargie und das bekannte Krankheitsbild "verbale Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger Verhaltensstarre". Die Männer sind wieder mal die Versager. Man muß unwillkürlich an eine Fortsetzung der negativen Andrologie (nach Kucklick) vom Mann als Tier in Richtung Mann als renitent, uneinsichtig, gestrig, dumm denken. Die Dauerbeschallung der Gesellschaft mit Berichten über die Identitätskrise der Männer hat diese Identitätskrise mehr oder weniger zu einem Bestandteil der Geschlechterrolle von Männern gemacht und schon zu neuen Wortschöpfungen wie Schmerzensmänner geführt.

Wie üblich bei feministischen Aussagen folgt aus der Tatsache, daß sie immer wieder von feministischen Autoritäten oder unseren Medien wiederholt werden, keineswegs, daß sie stimmen. So auch hier. Zunächst: was bedeutet es überhaupt, daß irgendeine Gruppe ihre Geschlechterrollen geändert hat?

Es ist schwierig genug, zu einem bestimmten Zeitpunkt die vorhandenen, i.d.R. milieuspezifischen Geschlechterrollen zu beschreiben. Nehmen wir an, wir hätten das geschafft. Kann man unter dieser Annahme die heute 30-Jährigen mit den 30-Jährigen von 1990 oder von 1968 sinnvoll vergleichen?

In den letzten Jahrzehnten haben sich grundlegende Lebensumstände verändert, damit auch die Handlungsalternativen (Verhütung, Arbeitsentlastung durch Haushaltsmaschinen / Roboter, neue Medien und technische Kommunikation, medizinische Erkenntnisse usw. usw.). Alleine durch Änderung dieser äußeren Umstände haben sich die gemeinsamen und unterschiedlichen Verhaltensweisen von Frauen und Männern erheblich verändert. Daß sich eine heute 30-jährige Frau anders als ihre 60-jährige Mutter verhält, als diese 30 Jahre alt war, ist kaum anders denkbar. Daß dies als heroische Leistung hochstilisiert wird, verblüfft dann schon. Genauso fragwürdig ist der Tadel an der jüngeren männlichen Generation.

Mach ma'n Riällitti Tscheck

Wir gehen mit unserer Skepsis gegenüber feministischen Aussagen, speziell wenn sie Männer betreffen, noch einen Schritt weiter: hat sich wirklich so viel bei den Frauen geändert und so wenig bei den Männern?

Bei den Mädchen und Frauen scheint ebenfalls eine Krise ausgebrochen: allenthalben hört man von Überforderung durch die Dreifachbelastung durch Job, Kinder und Altenpflege und weniger Zufriedenheit bis hin zur Erkenntnis "you can't have it all". Schuld hieran ist allerdings das Patriarchat und Halsstarrigkeit der Männer, die sich nicht passend zu den Frauen mitändern. Geheiratet wird, wenn überhaupt, weiterhin nur sozial aufwärts, die gleichen Berufe wie vor 30 Jahren werden bevorzugt. Einige Frauen wollen sogar ganz offiziell nichts mehr vom Feminismus und seinen Rollenzwängen wissen. So zeigte z.B. die Vorwerk Familienstudie 2013, daß sich viele Haltungen in den letzten 20 Jahren kaum verändert haben. Der Spiegel titelt gar (sehr pauschalisierend): "Er macht Karriere, sie hütet die Kinder."

Nicht viel anders sieht es mit dem Wahrheitsgehalt von der Verhaltensstarre bei Jungen bzw. Männern aus. Schon die 1968 sozialisierten Männer hatten völlig andere Lebensweisen und -ideale als ihre Vätergeneration. Generation Y hat sich noch einmal ein großes Stück weiterbewegt. Die neuen Männer waren sogar tatsächlich kreativ bei der Entwicklung neuer Geschlechterrollen, z.B. überzeugter Single bzw. MGTOW. Auch wenn das nicht exakt das ist, was sich der Feminismus für die Männer überlegt hatte.

Sowohl bei den Frauen wie bei den Männern können wir eine auffällige Diskrepanz feststellen zwischen den tatsächlichen Verhaltensänderungen und deren öffentlicher Darstellung, die in den Medien und der Politik konstruiert wird.

Nachdenken über Geschlechterrollen

Betrachten wir noch etwas genauer, was der Vorwurf an die Männer bedeutet, ihr Verhalten nicht geändert zu haben bzw. unsicher und desorientiert zu sein.

Man kann eine Geschlechterrolle einfach so praktizieren, ohne groß nachzudenken, indem man einfach andere Personen imitiert. Oder man kann wie ein aufgeklärter Verbraucher aus dem Angebot eine auswählen, am besten mit Checkliste der Vor- und Nachteile. Oder man kann sich selber eine Rolle basteln, mit selbst erfundenen Zutaten - haute cuisine sozusagen.

Nach dieser Klassifizierung betrifft der Vorwurf an die Männer nicht nur die tatsächlich praktizierte Geschlechterrolle, sondern beinhaltet auch, über alternative Geschlechterrollen nicht nachdenken zu wollen oder zu können.

Der Zeitaufwand und die nötigen Vorkenntnisse steigen bei den obigen drei Optionen sozusagen exponentiell an. Für Stufe 2, die qualifizierte Auswahl, sollte man die zu Auswahl stehenden Rollen gut kennen und am besten schon selbst erprobt haben - Versuch macht kluch, wie die Ingenieure sagen. Für das reine Faktenwissen scheint ein Grundkurs Psychologie / Soziologie empfehlenswert (man ahnt, wie Schüler der Goethe-Gesamtschule den Grundkurs Dschända einschätzen werden). Für die Stufe 3, die haute cuisine, wäre ein Soziologie- und Psychologiestudium nicht schlecht. Das steht nicht jedem offen.

Gender Studies als Schulfach

Die Diskrepanz zwischen erwünschtem und tatsächlichen Verhalten der Männer ist auch schon im Bundesministerium für alle außer Männern aufgefallen und hat zur Beauftragung einer Studie Jungen und ihre Lebenswelten durch den Beirat Jungenpolitik und das SINUS-Institut geführt. Die Studie preist (auftragsgemäß?) fast auf jeder Seite die Segnungen und die Alternativlosigkeit der Gleichstellungspolitik des Ministeriums, was auf genderfeministisches Propagandamaterial hindeutet.

Nichtsdestotrotz bietet die Studie einen interessanten Einblick in die unterschiedlichen Grade des Rollenwandels in verschiedenen Milieus. Demnach haben vor allem Mädchen und sozialökologische Jungen ihre stereotypen Rollenbilder um "moderne Elemente" erweitert (Atomkraft galt übrigens lange Zeit als sehr modern). Leider haben nur wenige Jungen ("Experimentalistische Hedonisten") die eigentlich erwünschten "flexiblen, mehrdimensionalen, kritischen Geschlechtervorstellungen" entwickelt.

Ein wesentliches Erkennungsmerkmal der fortschrittlichen Gruppen ist ein "Problembewusstsein bzgl. sexistischer, objektifizierender, körpernormierender und abwertender Frauenbilder". Positiv erwähnt wird, daß die Mehrheit der Mädchen "über ein kognitives gesellschaftstheoretisches Instrumentarium [das Patriarchat?] verfügt, diese Normierungsvorgänge zu identifizieren und sich von ihnen zu distanzieren".

Konsequenterweise betrachtet der Bericht es als zentrale Herausforderung der Gleichstellungspolitik, "vielfältige und individuelle Männer- und Frauenbilder" zu fördern und "die Individualität auszuprägen und zu leben, anstatt sich Geschlechterbildern entsprechend zu verhalten", also im Endeffekt Geschlechterrollen im Sinne typischer Verhaltensunterschiede abzuschaffen. Weiter empfiehlt der Bericht, die Jugendlichen an der "Entstehung und Veränderung von Geschlechterbildern in Peergroups und Gesellschaft" teilhaben zu lassen - vulgo: Gender Studies als Schulfach -, Jugendliche in ihrem dringenden "Wunsch nach Machtsymmetrie und Gleichstellung in der Partnerschaft ernst zu nehmen" und eventuelle "Wünsche nach Machtasymmetrien in Partnerschaften besonders aufmerksam zu begleiten". Denn es ist bei Wünschen nach Machtasymmetrien "fraglich, ob es sich hierbei um informierte Entscheidungen der Jugendlichen handelt".

Zufälligerweise entspricht dies genau den Grundthesen des Genderfeminismus, wonach alle Geschlechterrollen schädliche soziale Konstrukte sind und kuriert, also aberzogen werden müssen. So gesehen hätte man sich die Studie auch sparen können, aber immerhin ist jetzt wissenschaftlich erwiesen, daß die Gleichstellungspolitik des Ministeriums richtig und alternativlos ist. Zweifel an den Theorien des Genderfeminismus sind in dem Bericht nicht auszumachen. Daß sich die Erwachsenen auch nach 30 Jahren mentalem Druck nicht an die Theorien des Genderfeminismus halten wollen, ist offensichtlich auch auf uninformierte Entscheidungen zurückzuführen. Eventuell hat man im Ministerium bzgl. der Erwachsenen resigniert und konzentriert sich stattdessen auf die noch unverdorbenen Heranwachsenden, vor allem solche, die am Gymnasium einen Leistungskurs Psychologie / Soziologie absolviert haben und die die "richtigen" Einstellungen haben.

Grundkurs Wirtschaftswissenschaften

In der ZEIT erschien vor einigen Tagen ein unerhörtes Statement: Dass sich Kinder und Karriere vereinbaren lassen, ist eine Lüge. Eigentlich nur eine Replik auf die Idee der 32-Stunden-Woche a la Schwesig, tatsächlich aber mehr: eine grundsätzliche Widerlegung des großen Glücksversprechens des Feminismus "you can have it all". Wobei dieser Text nur mit Alltagsproblemen argumentiert, die die feministische Vision in der Praxis scheitern lassen.

Die feministische Vision von Gleichstellung und Abschaffung der Geschlechterunterschiede ist mental eher einfach gestrickt: Man reduziert die Geschlechterunterschiede auf die Zeiten, die im Job, bei der Kindererziehung, für den Hausputz usw. verbracht werden, bildet den Durchschnitt und zwingt alle, in allen Bereichen genau den Durchschnitt zu absolvieren, und schon sind alle gleichgestellt und glücklich. Das "Durchschnittsmodell" ist mathematisch gesehen nur eine Umformulierung eines starren Quotensystems, wonach bei jeder Arbeitskategorie eine Männer-/Frauenquote von 50% erzwungen wird.

Übersehen wird beim Durchschnittsmodell, daß unsere Wohlstandsgesellschaft nur möglich wurde, weil die Arbeitseffizienz durch Arbeitsteilung und Spezialisierung erheblich gegenüber der handwerklichen, vorindustriellen Gesellschaft gesteigert werden konnte. Die in dem ZEIT-Artikel beklagte Überlastung ist direkte Folge der Effizienzverluste gleichgeschalteter Eltern. Um diese Effizienzverluste der Öffentlichkeit plastisch zu demonstrieren, fährt SPD-Chef Sigmar Gabriel immer mittwochnachmittags mit Chauffeur und Personenschützern einige 100 km zur Kita, um seine Tochter abzuholen.

Es steht jedem frei, diese Effizienzverluste in einer informierten Entscheidung bewußt in Kauf nehmen. Nur sollte man sich dann nicht über mehr Arbeit, weniger Karriere und geringeren sozialen Status beklagen.

Neben den Effizienzverlusten sind grundsätzliche Defizite der feministischen Theorie weitere Ursachen, warum die Glücksversprechen des Feminismus nicht eintreten und der Widerstand gegen die Auflösung von Geschlechterrollen so weit verbreitet ist.

Die Identitätskrise als Propagandainstrument

Das medial konstruierte Bild vom "Mann in der Identitätskrise" erscheint vor diesem Hintergrund in einem neuen Licht. Es läßt sich schon seit einigen Jahren kaum noch verheimlichen, daß die feministischen Heilsversprechen nicht eingehalten werden können. Also muß
  • ein Schuldiger her, um von den eigenen Defiziten abzulenken, und
  • dafür gesorgt werden, daß der Feminismus weiterhin seine Diskurshegemonie aufrechterhalten kann, nicht zu reden vom Erhalt tausender Arbeitsplätze der feministischen Infrastruktur.
Die Männer als verwirrt und mit sich selber im Unreinen darzustellen und ihnen gönnerhaft anzubieten, sich von erprobten Gender-Experten helfen zu lassen, z.B. im Bundesforum Männer, ist ein durchschaubares Manöver. Ähnlich wie die Verunglimpfung als rechtsradikale Breivik-Fans geht es darum, einen eigenen maskulistischen Standpunkt in der Geschlechterdebatte zu verhindern.

Und jetzt?

Aus maskulistischer Sicht sind die Konsequenzen offensichtlich:
  • Der Maskulismus muß alle Versuche abwehren, als Sündenbock für Konstruktionsfehler in genderfeministischen Theorien vorgeführt zu werden. In unserer virtuellen, trotzdem volksnahen Goethe-Gesamtschule würde man es noch prägnanter ausdrücken: Fack ju Dschända!
  • Der Feminismus hat ein Chaos an Geschlechterrollen bei den Frauen produziert, mit entsprechend chaotischen und teilweise widersprüchlichen Erwartungen an komplementäre Rollen der Männer. Es ist nicht der Job der Männerseite, dieses fremdverursachte Chaos aufzuräumen. Unerfüllbaren Forderungen an das Rollenverhalten von Männern sollte klar widersprochen werden, und zwar nicht im Jammerton, sondern mit Verweis auf die Konstruktionsfehler.
  • Das Narrativ vom "Mann in der Identitätskrise" sollte als Propaganda durchschaut und zurückgewiesen werden. Sein Verhalten nicht zu ändern, kann durchaus qualifiziert und Ergebnis gründlichen Nachdenkens über Geschlechterrollen sein.
Der Feminismus ist mit zentralen Glücksversprechen durch normierte "gleichgestellte" Geschlechterrollen gescheitert. Der Maskulismus muß sich überlegen, ob er es besser machen will und ob er in der öffentlichen Debatte überhaupt in einen Bieterwettbewerb von Glücksversprechungen eintritt. Diese Diskussion ist noch zu führen. Erste Denkanstöße:
  • Vorsicht, im Zweifel besser nicht. Glück entsteht durch Wertschätzung, Respekt und Anerkennung durch das andere Geschlecht, durch Erfüllung der individuellen Bedürfnisse, nicht durch gleichgeschaltete präskriptive Geschlechterrollen mit mißtrauisch kontrollierten Stundenzetteln, wer wie lange was gearbeitet hat.
  • Das ständige Hinterfragen von Geschlechterrollen erzeugt auch Streß, weil es Zeit und Energie kostet, die in manchen Milieus vorhanden sind, in den meisten aber nicht.
  • Die Geschlechterdebatte ist teilweise ein Ersatzkriegsschauplatz im Kampf der großen politischen Strömungen. So gesehen dienen die politisch propagierten Geschlechterrollen oft als Waffe im übergeordneten politischen Kampf. Es geht nicht wirklich um Männer und Frauen, sondern mehr um die Frage, ob die Gesellschaft egalitär, liberal oder konservativ sein soll.


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